Neulich waren wir mit einem befreundeten Pärchen zum Abendessen verabredet. Auf dem Weg nach Hause sagte mein Freund plötzlich: „Es war wirklich ein schöner Abend mit den beiden. Jeder kam zu Wort und man hat dem anderen immer zugehört. Ist mittlerweile echt selten geworden.“ Dem konnte ich nur zustimmen.
Dabei ist aktives Zuhören ein unverzichtbarer Bestandsteil zwischenmenschlicher Beziehungen. Wir alle wollen empathisch sein, „Empathie“ ist fast zu einem Modewort geworden, es gibt unzählige Bücher darüber. Aber leben wir sie wirklich? Dabei könnte Empathie gerade für Kommunikationsprofis und Führungskräfte so hilfreich sein.
Viele denken immer noch: Wenn ich gehört werden will, muss ich viel reden. Dabei können wir viel präziser kommunizieren, wenn wir unser Gegenüber wirklich verstehen. So einfach die Lösung scheint – man müsste doch nur zuhören – so schwer fällt es uns, dem Gesprächspartner unsere ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Denn aktives Zuhören gehört nicht zur physiologischen Grundausstattung des Menschen: Wir reden viel lieber, als dass wir zuhören. Allerdings muss man nicht zum Empathen geboren sein, um einer zu werden. Es ist eine Frage der Übung.
Manche mögen jetzt vielleicht einwenden: Moment mal, aber wenn ich jemanden überzeugen will, muss ich doch Informationen und Argumente liefern, und das geht doch nur durch Reden. Die Wahrheit ist: Menschen handeln oft irrational und entscheiden sich meist für Personen, denen sie am meisten vertrauen. Vertrauen entsteht aber eher durch ehrliches Interesse und empathisches Zuhören als durch rationale Argumente.
Aktives Zuhören als Ausdruck von Wertschätzung am Arbeitsplatz
Wie wirksam wäre es auch für ein gutes Betriebsklima, wenn man den eigenen Kollegen und Mitarbeiterinnen mehr zuhören würde. Als soziale Wesen sehnen wir uns nach Wertschätzung und Anerkennung. Jeder Mensch möchte dazugehören, ernst genommen und respektiert werden. Wenn wir also richtig zuhören und uns ganz auf unser Gegenüber einstellen, zeigen wir ihm: „Du bist mir wichtig, ich interessiere mich für dich.“ So können wir dafür sorgen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zufrieden sind und gerne im Unternehmen arbeiten. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist das enorm wichtig.
Wie wäre es also, wenn wir am nächsten Montag den Kollegen oder die Kollegin an der Kaffeemaschine aus echtem Interesse fragen: „Wie war dein Wochenende?“ Und dann einfach zuhören, weiterfragen und uns auf die Zunge beißen, bevor uns ein „Und ich…“ herausrutscht.